Sprachlos
Bulgaa, die verantwortliche Pastorin der Gehörlosengemeinden (links im Bild), schreibt in einem ihrer letzten Berichte von einer herzzerreissenden Begegnung mit einer Familie, wo Vater, Mutter und die beide Töchter gehörlos sind. Sie leben abgelegen mit eine paar Tieren im Norden der Mongolei. Sie schreibt:
“Beim Besuch von Gehörlosen im Kantonshauptort wurden wir gebeten , eine Hirtenfamilie zu besuchen weiter nördlich. Mit ein paar Hilfsgütern machten wir uns auf den Weg. Nach ein paar Stunden Fahrt trafen wir die Familie. Wir begrüssten uns – und merkten bald, dass wir praktisch nicht kommunizieren konnten. Weit weg vom nächsten Dorf lebte diese Familie für sich und hat ein eigenes System entwickelt, wie sie miteinander kommunizieren können. Mit andern Menschen gelingt die Kommunikation nur auf ganz elementarer Stufe. Auch die Gebärdensprache kennen sie nicht.
Wir nahmen uns Zeit, die Familie kennen zu lernen und merkten bald, dass ihnen viel Unrecht getan wurde und wird. Da sie sich nicht wehren können sind sie immer wieder Opfer von grenzüberschreitenden Handlungen. Und das Tragische daran ist, dass sie nicht darüber reden können – es fehlt ihnen schlichtweg die Sprache dazu.”
Bulgaa und ihr Team überliessen ihnen die mitgebrachten Lebensmittel. Zudem kontaktierte Bulgaa eine Anwalt, damit diese Familie einerseits ihre Identitätsausweise erhalten kann, andererseits auch ihre Rechte kennen lernen darf. Der Wille, die Gebärdensprache zu lernen, ist vorhanden. Der Weg hingegen ist noch lang.